Tapputi arbeitete mit Ölen aus Blumenblüten, Kalmus, Zypergräsern und Myrrhe. Diesem Ölgemisch fügte sie noch Wasser und andere Lösungsmittel hinzu und destillierte und filterte mehrmals. So steht es in einer mesopotamischen Keilschrift, die vor ungefähr 1200 Jahren vor Christus entstand. Das Verfahren war aufwendig, deshalb gelten Tapputi und eine weitere Frau, deren Namen mit -nina endet – der Beginn ist nicht entzifferbar – als erste schriftlich belegte Chemikerinnen der Geschichte. Die Forschungen der beiden Frauen zu wohlriechenden Duftstoffkombinationen waren offenbar so erfolgreich, dass sie niedergeschrieben wurden. Es fällt auf, dass die Kombination aus Blüten, Gräsern und Harzen auch heute noch als angenehm empfunden wird und dass die verwendeten Ingredienzen noch heute bei der Parfümherstellung verwendet werden. Auch wenn Tapputi und ihre Gefährtin mit ihren Forschungen offenbar den breiten Geschmack trafen, waren ihre Mischungen doch der Oberschicht vorbehalten. Beide werden in der Keilschrift als Palastaufseherinnen bezeichnet.
Duftes Ägypten
Parfüms wurden allerdings schon lange vor Tapputis Wirken hergestellt. Die frühesten Hinweise auf Parfüms finden sich in Hyroglyphen, die in 5000 Jahre alten Gräbern gefunden werden. Deshalb gilt Ägypten als Wiege der Parfümkunst. So bekamen etwa Pharaonen für ihre Reise ins Jenseits einen passenden Duft. Gleichzeitig wurden duftende Ingredienzen verbrannt, um die Götter positiv zu stimmen. Wie entwickelt die Parfümtechnik im alten Ägypten war, beweist das Beispiel von Kleopatra. Sie soll sich täglich in einen anderen Duft gehüllt haben, der speziell dafür zubereitet wurde. Ihre Vorliebe für Parfüms soll der Legende nach so weit gegangen sein, dass sie auch die Segel ihrer Schiffe parfümierte. Vielleicht war das ihr Geheimnis, warum sie mächtige Männer der damaligen Zeit zu verführen vermochte. Ihre Abbildungen auf antiken Silbermünzen belegen, dass sie keine grosse Schönheit war – auch wenn ihre Wirkung auf die Männer noch heute legendär ist.
Namensgeber aus dem Süden
Der Name Parfüm leitet sich aus «per fumum» ab, also «durch Feuer». Wie schon die alten Ägypter und alten Griechen verwendeten die alten Römer Parfüms zur Götterverehrung – aber nicht nur. Ihre Oberschicht fand einen grossen Gefallen an duftenden Ölen, die grosszügig auf dem Körper aufgetragen wurden. Ihre Hygiene, die zu aufwendigen Baderitualen führte, ist noch heute bekannt.
Französische Tricks
Allerdings gingen ihre Pflegerituale mit dem Untergang ihres Reiches ebenfalls unter. In den folgenden Jahrhunderten spielte die Körperpflege eine untergeordnete Rolle, um es mal so auszudrücken. Im Mittelalter wurde gesagt: «Baden macht krank.» Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV soll der Legende nach nur dreimal in seinem Leben gebadet haben. Die Gerüche am Hof von Versailles würden heutigen Nasen wohl den Atem verschlagen. Als angenehm empfunden haben sie wohl auch Ludwigs Zeitgenossen nicht, denn die Oberschicht pflegte schlechte Gerüche durch grosse Mengen an Duftwassern zu überdecken. Der Sonnenkönig selbst hatte eine grosse Vorliebe für Orangenblüten.
Ein Italiener in Frankreich
Die südfranzösische Stadt Grasse war im Mittelalter für das – unangenehm riechende – Gerberhandwerk bekannt. Ausgerechnet diese Stadt sollte kurz darauf zur Weltstadt des Parfüms avancieren, als welche sie heute noch gilt. Möglich machte das der Alchemist und Apotheker Francesco Tombarelli, der im Jahr 1580 nach Grasse kam und ein Laboratorium zur Herstellung von Düften eröffnete. Die Mode, Handschuhe zu parfümieren, führte dazu, dass Duftstoffe immer häufiger verwendet wurden. Aber noch waren die Parfüms teuer und daher nur der Oberschicht zugänglich.
Neue Verfahren und neue chemische Erkenntnisse begründeten die moderne Parfümerie – und sie führten zu einer Demokratisierung. Parfüms wurden für weite Bevölkerungsschichten zugänglich.
Erschwinglicher Luxus
Heute begleiten uns Parfüms durch unseren Alltag. Die neuen Methoden machten die Parfümherstellung nicht nur günstiger, sondern auch tierfreundlicher. So werden heute einige tierische Ingredienzen durch synthetische Alternativen ersetzt. Das hat etwa dazu geführt, dass der Moschushirsch nicht ausgerottet wurde. Der grosse Vorteil für uns: Ob Dior, Chanel oder Jil Sander – wir können uns mit den Parfüms in die Kreationen grosser Designer hüllen, ohne so tief in die Tasche greifen zu müssen, wie wir es für deren Textilien müssten. Und unserem Liebsten können wir einen Mercedes schenken – einfach im Glasflakon.